Unsere Geschichte: Kloster, Schule, Pflegeheim
Das Kloster Zoffingen besteht seit 1257. Was zeichnet es aus?
Schwester Martina: Wir waren immer arm - und deshalb schon immer einfallsreich. Die Schwestern versorgten sich anfangs aus dem Klostergarten, betrieben Weinbau und unterrichteten schließlich Mädchen, darunter auch die besseren Töchter der Stadt. Dafür gab es neben dem Wohlwollen der Ratsherren zwar selten mehr als ein Stück Butter, aber die Schulgründung war fürs Kloster doch eine glückliche, wenn nicht überlebenswichtige Entscheidung. Denn Kaiser Joseph ließ Ende des 18. Jahrhunderts rigoros alle Klöster schließen, die keinen gemeinnützigen oder wohltätigen Zweck erfüllten.
Das Kloster und die Schule haben überlebt - und Sie konnten die Blütezeit der 243-jährigen Schulgeschichte selbst miterleben.
Schwester Martina: Das ist richtig. Ich bin selbst fünf Jahre hier zur Schule gegangen. Als ich 1963 in den Orden eingetreten bin, platzten wir aus allen Nähten. Vom Keller bis in den Speicher haben wir unterrichtet. Als der Neubau am Rheinsteig dann 1972 fertig war, besuchten über 450 Grundschülerinnen und 796 Realschülerinnen die Schule. Viele Generationen von Zoffingenschülerinnen gestalten heute unser Stadtleben mit. Manchmal begegne ich einer von ihnen zufällig auf dem Wochenmarkt, bekomme einen Salat zugesteckt oder einen spannenden Lebensweg erzählt. Und mit der allerersten Klasse, die ich 1969 unterrichtet habe, treffe ich mich bis heute mehrmals im Jahr in einer Weinstube in der Niederburg. Von meinem tollen Deutschunterricht schwätzt da natürlich keine mehr, nur von den schönen Ausflügen und gemeinsamen Erlebnissen (lacht).
Und doch kam 2003 die Schließung der Grundschule und 2018 der Haupt- und Realschule - allerdings nicht ganz unerwartet?